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...die ersten 100 Tage dahaam ...

 

Weihnachten 2014, die ersten 100 Tage nach unserer Reise durch Afrika sind schon vorbei, schwindlig geschwirrt, wie im Fluge vergangen, viel zu schnell, erschreckend schnell...

 

Freunde haben uns im September einen fröhlichen Empfang bereitet, mit Apfelwein und herzlichem Umarmungen. Wir bewohnen seitdem wieder das Kellerappartement bei der lenkschen family, in dem wir schon unsere Abfahrt anno 2013 vorbereiten durften.

 

Als wir den Kleiderschrank öffnen, betrachten wir die vielen Kleidungsstücke mit einem verwirrten Strinrunzeln, sind das alles unsere Klamotten? Irritiert schließen wir die Schranktüren, sind von der Vielfalt der bunten Hemden, Hosen, … überfordert, atmen tief durch und wenden uns ab.

 

Das ist eh eine übliche erste Reaktion, verwirrte Irritation, am liebsten umdrehen und sich entfernen, nicht-wahrnehmen-müssen, sich nicht mit anscheinend fremden und doch so geläufigen Themen beschäftigen müssen.

 

Aber die unendlich vielfältige Komplexität des Lebens-/Arbeitsalltages lässt sich durch Wegdrehen nicht vermeiden. Wir müssen wieder arbeiten, Geld verdienen, auf Wohnungssuche gehen, die Steuererklärung machen, uns bei der Krankenkasse anmelden, …

 

Eine Wohnung in Frankfurt ist auch bald gefunden, in Sachsenhausen, leider ziehen sich die Sanierungsmaßnahmen noch bis Ende Januar hin, ein ganz großes Merci an unsere Kelkheimer Gastgeber, die uns in großer Geduld bis dahin ertragen!!!

 

Dann Anfang Oktober die „Wiedereingliederung in das Arbeitsleben“, eigentlich sollte die altbekannte Tätigkeit doch bekannt sein, oder? Birgit muss sich aber zuerst durch ein neues Betriebssystem kämpfen, ihre Kollegen empfangen sie dafür aber umso herzlicher mit einem gemeinsamen Frühstück. Rainer findet noch nicht einmal mehr den On-Schalter des PC, jedes Programm ist irgendwie echt fremd, jeder Schritt muss einmal durch die KollegInnen gezeigt werden, dann erst sind die Schleifen im Hirn wieder aktiviert. Das feeling lässt sich am ehesten mit „bekannt-fremd“ beschreiben, nicht nur auf der Arbeit. Wir funktionieren, legen den Reisemodus-Schalter um auf Alltagsbetrieb, entscheiden uns unbewusst dazu, die Erinnerungen an unsere Tour tief unten aufzubewahren, beschäftigen uns mit emotional-fremden Inhalten, halten uns den ganzen Tag in Räumen auf, vermissen das Sonnenlicht und den Wind, wagen es nicht, uns in die afrikanischen Weiten wegzuträumen.

 

Unsere Motorräder warten in diesen ersten Wochen treu an dem Platz, wo wir sie nach der Ankunft abgestellt haben, keinen Meter fahren wir, können unsere beiden Dicken in die neue komplexe Lebensrealität nicht integrieren. Irgendwie sind sie ein Sinnbild für das freie Unterwegs-Sein, für das Planen von morgens bis abends, für das Einfach-so-verbleiben an einem beliebigen Ort, für das reduzierte, aber konzentrierte Aufmerksam-Sein auf wenige, aber wichtige Inhalte, wo bekommen wir Benzin, hält die Wasserpumpen-Dichtung, haben wir genug Wasser, wie weit sollen wir heute fahren, schau mal auf das blaue Wasser der kroatischen Küste, das abendliche Genießen des Rotweins…

 

Zum Glück veranstalten wir keine große Wiedersehens-Party mit unseren Freunden, haben wohl schon früh geahnt,dass unsere Energie durch das Wieder-Ankommen in unseren üblichen Rollen, das Funktionieren im Arbeitsablauf voll in Anspruch genommen wird. Umso schöner sind die kleinen Inseln, das Treffen mit einzelnen Freunden, die Zeit für das Erzählen und sich einander Mitteilen im kleinen Kreis. So nach und nach begegnen wir fast allen unserer Freunde und vielen aus der Familie, das tut gut, zeigt uns die schönen Seiten des Wieder-Daheim-Seins, wir genießen das Zusammensein, das gemeinsame Essen, das Vertraut-Sein mit so vielen Menschen, die uns während unserer Reise in Gedanken und per mail begleitet haben, für Euch lohnt es sich, wieder zurück zu sein.

 

Mitten in unserer verwirrenden Ankommenszeit werfen wir aber schon den Blick voraus, träumen auch mal von weiterem Unterwegs-Sein und …. schaffen uns ein neues Projekt an den Hals: Ein aufgepimpter Allrad-Sprinter steht inzwischen vor der Tür, das richtige Gefährt für ne Tour quer durch Island oder Marokko. Innen ist das MonsterBaby noch nackig, irgendwann im Frühjahr werden wir einen marginalen Innenausbau machen, aber immer so, dass Bett und Schrank schnell wieder ausgebaut werden können, damit unsere beiden XCs Platz finden ... , mal sehen, wohin uns der Wind treibt.

 

Unsere Pläne? Im April nehmen wir an einem Offroad-Training teil, damit wir wissen, was wir mit unserer neuen fahrbaren Allrad-Unterkunft so anfangen können. Im Mai gibts dann das HorizontsUnlimitedTreffen, lauter reiseerprobte Motorradfahrer, dort wollen wir auch unsere BilderShow vorstellen. Im Juni dann die AbenteuerAllradMesse und im August zum CaravanSalon nach Düsseldorf, wir wollen viele Ideen für den Ausbau des Sprinters sammeln. Die letzten drei Juni-Wochen sind wir auf Tour, vielleicht Marokko oder Albanien oder Norwegen, mal sehen ..., Fernziel ist immer noch die Reise in die Mongolei, wenns geht zurück durch China und den Himalaya ... irgendwann ...

 

Unsere beiden afrikaerprobten, tapferen, geliebten Moppeds stehen inzwischen bei einer freien BMW-Werkstatt, Ventilspiel einstellen und bei Birgits XC den kompletten Check, das Wasserproblem an meiner XC habe ich inzwischen behoben, war ne interessante, aber auch langwierige Aktion, hat aber soweit geklappt. Wir vermissen ohne Ende die glühende Sonne des schwarzen Konntinents, bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen wird es uns wieder auf zwei Rädern hinausziehen, bis dahin sind die Moppeds wieder aufgebaut und harren der nächsten Tour.

 

Tja, das sind unsere turbulenten ersten 100 Tage nach der kurzen Reise (nahezu) rund um Afrika, ein bißchen durcheinander geschrieben, stimmt, passt aber zu unseren Gedanken, zu dem, wie wir momentan sind.

 

Gleichzeitig ist es auch der Abschluss unserer Reiseberichte, merci an alle, die uns während der Tour gefolgt sind, uns in Gedanken getragen haben, und besonders an alle, denen wir unterwegs begegnet sind und mit euch eine kleine Zeit teilen durften, wir freuen uns auf ein Wiedersehen, irgendwann, irgendwo ...

 

Birgit und Rainer